Ritt auf der Rakete
Gleich hebt er ab... und völlig losgelöst von der Erde... Eine A 4b auf dem Starttisch (Norddeutschland 1945)
Fernrakete A 4b
Das Aggregat 4b war eine geflügelte Version des Aggregates 4 (welches auch als V2 bekannt wurde). 1943 wurde die Fortführung der Projektarbeit am Nachfolgemodell A9/A10 verboten, da zu jenem Zeitpunkt sämtliche Bemühungen auf die Perfektion und Produktion des Aggregats 4 gerichtet wurden. Wernher von Braun konnte jedoch das Verbot umgehen, indem er für A9 den Decknamen Aggregat 4b wählte und so einen Zusammenhang zum Aggregat 4 herstellte. Man suchte nun (offiziell) nach einer Reichweitensteigerung. Dabei wurde auch das Prinzip von Prof. Sänger (Mitglied der Deutschen Forschungsgesellschaft für Segelflug) untersucht. Beim Rückkehren in die dichteren Luftschichten sollte der Flugkörper in abklingenden Amplituden einen langen antriebslosen Flug durchführen. Deshalb wurde das Aggregat 4 umkonstruiert und mit gepfeilten Tragflächen versehen. Am 27. Dezember 1944 erfolgte der erste Versuchsstart der unbemannten Version. Er war wie der folgende Start am 8. Januar 1945 ein Fehlschlag. Erst der dritte, ebenfalls unbemannte, Versuch am 24. Januar wurde ein Teilerfolg mit einer Flughöhe von 80 km, auch wenn die errechnete Reichweite von 750 km nicht erreicht wurde. Ein Flügelholm war am Beginn der Gleitflugbahn gebrochen. Aufgrund des nahenden Kriegsendes wurde dieses Vorhaben nicht mehr weitergeführt.
Startgewicht: 13.850kg
Reichweite: bis 750km
Gipfelhöhe: bis 210km
Steiggeschwindigkeit: 5.760km/h
Gedanken zur A 4b:
Bemannte Flüge mit der A 4b lassen sich heute nicht mehr belegen. Auch über den (militärischen) Sinn einer solchen (bemannten) Rakete lässt sich trefflich streiten. Wenn der Pilot die Rakete (mit Sprengkopf) ins Ziel gelenkt hätte, so wäre ein Ausstieg bei doppelter Schallgeschwindigkeit nötig gewesen, was selbst mit einem Schleudersitz (Ja, die gab es bei der Luftwaffe schon!) eine lebensgefährliche Sache ist. Danach wäre er, im für ihn günstigsten Falle, hinter Stacheldraht gewandert. Auch ein Bombenwurf aus großer Höhe hätte, beim damaligen technischen Stand der Bombenzielgeräte, wenig Erfolg versprochen. Wenn man nun an Atomwaffen denkt so sollte man die relativ geringe Nutzlast der A 4b bedenken. Zeitgenössische A-Bomben hatten ein höheres Gewicht ( "Little Boy" 4040 kg und "Fat Man" 4.670 kg) als die A 4b tragen konnte. Möglicherweise wäre sie aber als Trägermittel für die noch nicht Serienreife deutsche A-Bombe (keine Atombombe im klassischen Sinn, sondern eine nukleare Hohlladungsgranate mit hoher Sprengkraft) geeignet gewesen. Auch der im Raum stehende Interessenskonflikt zwischen den Wehrmachtsteilen wäre zu bedenken. Die Fernrakete war ja eine Artilleriewaffe, ergo, eine Waffe des Heeres, während der dicke Hermann meinte alles was (bemannt) fliegt gehöre zu ihm, also zur Luftwaffe. Abschließend könnte man sagen dass die Entwicklung einer bemannten Rakete, mit ihrem eher gegen Null tendierenden Kampfwert, wohl dem Wunsch von Brauns entsprach, ihn seinem Traum einen Menschen in den Weltraum zu bringen einen Schritt näher zu kommen.